Eosinophile Ösophagitis (EoE) erkennen

Der Weg zur Diagnose durch die Fachärztin/den Facharzt

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die genaue Feststellung einer EoE liegt in den Händen von Gastroenterolog*innen (Spezialistinnen für Verdauungsorgane) oder endoskopierenden Chirurg*innen. Doch wie gehen sie dabei vor?

Die 3 Schritte zur Diagnose:

  1. Das ausführliche Gespräch: Die Ärzt*innen erfassen Ihre Beschwerden und deren Verlauf. In diesem wichtigen klinischen Befund werden all Ihre Symptome genau bewertet.
  2. Die Speiseröhrenspiegelung (Ösophagoskopie): Mit einem Endoskop (einem biegsamen Schlauch mit Kamera) untersuchen die Spezialist*innen Ihre Speiseröhre nach Anzeichen einer chronischer Entzündung.
  3. Die entscheidende Gewebeprobe: Während der Gastroskopie (Spiegelung) werden kleine Gewebeproben (Biopsien) entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Dies nennt man den histologischen Befund.
Querschnitt der Speiseröhre mit Beschriftungen: äußere Längsmuskelschicht, innere Ringmuskelschicht, Biopsieprobe und Schleimhaut, im Zusammenhang mit eosinophiler Ösophagitis.
Bei einer Biopsie wird eine kleine Gewerbeprobe aus der Schleimhaut entnommen.

Um die Diagnose EoE stellen zu können, werden drei unterschiedliche Befunde herangezogen:

  • Der klinische Befund: Hier bewerten Ihre Ärzt*innen Ihre Beschwerden wie Schluckstörungen, Sodbrennen oder Schmerzen beim Essen.
  • Der endoskopische Befund: Während der Spiegelung werden typische Veränderungen in der Speiseröhre dokumentiert – die sogenannten EREFS-Merkmale (Schwellungen, Ringe, Ablagerungen, Furchen und Verengungen). 
  • Der histologische Befund: Die unter dem Mikroskop untersuchten Gewebeproben zeigen, ob und wie viele eosinophile Granulozyten in der Speiseröhrenschleimhaut vorhanden sind. Ein bestimmter Grenzwert dieser Zellen ist entscheidend für die Diagnose. 

Wie läuft eine Speiseröhrenspiegelung ab?

Vor der Untersuchung findet zunächst ein Aufklärungsgespräch statt. Hier erfahren Sie, ob Sie nüchtern zur Untersuchung kommen müssen und welche anderen Vorbereitungen wichtig sind.
Die Spiegelung selbst findet meist im Liegen statt und dauert in der Regel weniger als 30 Minuten. Ein schlanker, biegsamer Schlauch mit eingebauter Lichtquelle und winziger Kamera wird über den Mund in Ihre Speiseröhre eingeführt. Die Kamera überträgt ein vergrößertes Bild Ihrer Speiseröhre auf einen Monitor.
Darauf kann Ihre Ärztin oder Ihr Arzt nun erkennen, ob die Schleimhaut Ihrer Speiseröhre intakt ist oder ob Verletzungen, Blockaden oder Entzündungen vorliegen.

Gut zu wissen: Die Untersuchung kann etwas unangenehm sein, deshalb besteht auf Wunsch fast immer die Möglichkeit, ein leichtes Beruhigungsmittel zu erhalten. Nicht jede Spiegelung wird unter einer Kurznarkose durchgeführt, aber in vielen Fällen wird diese Option angeboten – besprechen Sie Ihre Wünsche hierzu mit Ihren Ärzt*innen.

Was passiert bei der EoE in der Speiseröhre?

Eine Entzündung ist normalerweise eine ganz natürliche Schutzreaktion unseres Körpers. Sie tritt auf, wenn unser Körper schädlichen Reizen wie Krankheitserregern, Fremdstoffen oder Verletzungen ausgesetzt ist. Sobald diese Reize verschwunden sind, klingt die Entzündung normalerweise wieder ab.

Bei der eosinophilen Ösophagitis (EoE) ist das jedoch anders: Hier reagiert das Immunsystem auch auf eigentlich harmlose Auslöser – zum Beispiel bestimmte Nahrungsmittel. Die Entzündung in der Speiseröhre bleibt deshalb über längere Zeit bestehen oder flammt immer wieder neu auf.

 Wenn diese chronische Entzündung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann das Gewebe der Speiseröhre dauerhaft geschädigt werden. Es entstehen Narben (man spricht auch von Fibrose), und das Gewebe wird weniger elastisch. Dadurch kann es zu einer Verhärtung kommen – die Speiseröhre wird enger, steifer und funktioniert nicht mehr so gut wie früher.

Wird die EoE erst spät diagnostiziert und die Therapie beginnt verzögert, steigt das Risiko, dass sich die Speiseröhre dauerhaft verengt. Je länger die Entzündung anhält, desto mehr kann sie die Struktur und Beweglichkeit der Speiseröhre verändern – was langfristig zu Schluckbeschwerden und anderen Funktionsstörungen führen kann.

Was zeigt sich unter dem Mikroskop?

Der entscheidende Hinweis für die Diagnose findet sich in den Gewebeproben: eine erhöhte Anzahl spezieller weißer Blutkörperchen, der eosinophilen Entzündungszellen (Granulozyten). Überschreitet die Anzahl dieser Zellen einen bestimmten Grenzwert, ist das ein klares Zeichen für eine EoE.

Diese besonderen Zellen haben 2 Merkmale:

  • einen gelappten Kern mit der Erbsubstanz und
  • viele kleine Bläschen mit entzündungsauslösenden Stoffen.
Mikroskopische Darstellung einer eosinophilen Entzündungszelle mit Beschriftungen: gelappter Kern und Bläschen.
Speiseröhrenbiopsie unter dem Mikroskop mit sichtbaren eosinophilen Entzündungszellen (violett gefärbte Punkte) und einer schematischen Vergrößerung eines eosinophilen Granulozyten (spezielle Form eines weißen Blutkörperchens).

Was sind eosinophile Granulozyten?

Eosinophile Granulozyten sind spezialisierte Zellen im Blut. Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen und spielen eine wichtige Rolle in unserem Immunsystem. Sie bekämpfen unterschiedlichste Eindringlinge in unserem Körper und sind besonders an allergischen Reaktionen beteiligt.

Unter dem Mikroskop sind sie leicht zu erkennen: Ihr Zellkern ist meist zweigeteilt und erscheint wie eine kleine Hantel. Im Zellplasma befinden sich zahlreiche kleine Bläschen (Granula), die mit besonderen Enzymen und Eiweißen gefüllt sind. Diese können bei allergischen Reaktionen freigesetzt werden.

Interessant zu wissen: Eosinophile Zellen gehören zu unserer normalen Körperabwehr – sie bekämpfen unterschiedlichste Eindringlinge in unserem Körper und spielen eine wichtige Rolle in unserem Immunsystem.

Das Besondere: In einer gesunden Speiseröhre sollten diese eosinophilen Zellen gar nicht vorkommen. Ihr Nachweis ist daher ein klares Signal für die EoE und ein entscheidendes Kriterium bei der Diagnosestellung. Eosinophile Granulozyten sind sozusagen die “Auslöser”, die die Entzündung und somit die Beschwerden bei EoE auslösen.

Was erkennen Ärzt*innen bei der Spiegelung der Speiseröhre?

Bei der Untersuchung schauen Ihre Ärzt*innen genau, ob sich die Schleimhaut der Speiseröhre verändert hat. Typische Zeichen für eine EoE sind zum Beispiel:

  • Schwellungen: Die Schleimhaut wirkt blass und angeschwollen – ein Hinweis auf Entzündung.

  • Ringe: Durch die Entzündung können sich ringförmige Linien in der Speiseröhre bilden – sie sehen aus wie die Ringe einer Baumrinde oder einer Ringelnatter.

  • Weiße Flecken: Diese zeigen, dass gerade viele Entzündungszellen aktiv sind.

  • Furchen: Längs verlaufende Linien auf der Schleimhaut, die durch Veränderungen der Gewebestruktur entstehen.

  • Engstellen: Verengte Bereiche können das Schlucken erschweren.

 

Solche Veränderungen helfen den Ärzt*innen, den Schweregrad der Erkrankung besser einzuschätzen, die passende Therapie zu finden und den Verlauf gut zu überwachen.

(IM)JO3/01/02-2025

Hilfreiche Infos zu eosinophiler Ösophagitis – EoE