Eosinophile Ösophagitis (EoE) verstehen

Was ist eine eosinophile Ösophagitis (EoE)?

Der Weg zu mehr Klarheit

Fragen Sie sich, ob Ihre Beschwerden mit einer Erkrankung wie der eosinophilen Ösophagitis (EoE) zusammenhängen könnten?

Ein gutes Verständnis der eigenen Symptome kann dabei helfen, im ärztlichen Gespräch die richtigen Fragen zu stellen – und gemeinsam der Ursache näherzukommen.

Was genau ist EoE?

Die Eosinophile Ösophagitis ist eine chronische, immunvermittelte Entzündung der Speiseröhre. “Ösophagitis” beschreibt eine Entzündung der Speiseröhre, und “Eosinophile” sind spezielle weiße Blutkörperchen, die diese Entzündung verursachen. Diese Zellen reagieren überschießend auf bestimmte Nahrungsmittel – zum Beispiel:

  • Milchprodukte,
  • weizenhaltige Lebensmittel,
  • Eier,
  • Sojaprodukte,
  • verschiedene Nusssorten und
  • Meeresfrüchte.
Ein Mann mit Bart und dunklem Rollkragenpullover zuckt mit den Schultern und hat einen fragenden Gesichtsausdruck, umgeben von schwebenden Fragezeichen.

Neben diesen Nahrungsmitteln können auch andere Faktoren eine Rolle bei der Entstehung der EoE spielen. Die genauen Zusammenhänge erforschen Wissenschaftler noch intensiv. Ihre Ärztin/Ihr Arzt wird mit Ihnen besprechen, welche Auslöser für Ihre Beschwerden relevant sein könnten.

Interessant zu wissen: Während Erwachsene häufig unter Schluckbeschwerden leiden, zeigen Kinder ein anderes Bild – bei ihnen stehen eher Refluxbeschwerden (also Probleme mit aufsteigender Magensäure) und Bauchschmerzen im Vordergrund.

Warum ist diese Erkrankung besonders? Bei der EoE handelt es sich um ein vergleichsweise junges Krankheitsbild – erst 1993 wurde sie als eigenständige Erkrankung erkannt. Seitdem rückt sie immer stärker in den Fokus der Medizin, da die Zahl der Betroffenen stetig steigt.

Die EoE - Ein genauer Blick

Ihre Speiseröhre ist wie ein Förderband (oder Muskelschlauch) für Ihr Essen. Stellen Sie sich einen weichen Schlauch vor, etwa so lang wie ein Lineal (25 cm) und so breit wie Ihr Daumen (2,5 cm). Dieses “Förderband” hat eine wichtige Aufgabe: Es bringt alles, was Sie essen und trinken, sicher von Ihrem Mund in Ihren Magen – wie in einer kleinen, gut organisierten Transportanlage.

Die allergische Reaktion verstehen

Die Entzündungsreaktion bei EoE ähnelt stark dem, was bei Asthma in der Lunge geschieht. Deshalb sprechen Experten auch vom “Asthma der Speiseröhre”. Und genau wie bei Asthma können nicht nur Nahrungsmittel die Beschwerden auslösen – auch Allergene aus der Luft können eine Rolle spielen.

Das allergische Gesamtbild

Menschen, die unter EoE leiden, können auch von vielen anderen allergische Erkrankungen betroffen sein:

  • Heuschnupfen,
  • Asthma,
  • verschiedene Hautausschläge und/oder
  • Nahrungsmittelallergien.

Ein wichtiger Unterschied: Bei der EoE lässt sich die allergische Reaktion nicht durch einen einfachen Bluttest nachweisen. Das macht die Diagnose besonders und erfordert spezielle Untersuchungen.

Die Wissenschaft steht hier noch vor einigen Rätseln: Die exakten Mechanismen, die zu EoE führen, sind noch nicht vollständig entschlüsselt. Aber eines wissen wir mit Sicherheit: Je früher wir die EoE erkennen und behandeln, desto besser können wir Ihnen helfen.

EoE in Zahlen - Wer ist betroffen?

Obwohl die EoE zu den seltenen Erkrankungen gehört, ist sie nach dem bekannten Sodbrennen (der gastroösophagealen Refluxkrankheit, kurz GERD) die zweithäufigste entzündliche Erkrankung der Speiseröhre. Aber was bedeutet das konkret?

Die Fakten im Überblick:

  • Von 100.000 Menschen sind durchschnittlich 34 Personen betroffen.
  • Interessant: Etwa 2 von 3 Betroffenen sind männlich.
  • Der Erkrankungsgipfel liegt zwischen 30 und 50 Jahren.
  • Die geografische Verteilung zeigt dabei deutliche Unterschiede, also je nach Land oder klimatischer Region treten mehr oder weniger Fälle auf.

Eine Erkrankung im Wandel

Die Medizin beobachtet eine steigende Zahl von EoE-Diagnosen. Das hat 2 Gründe:

  • Ärzt*innen kennen die Erkrankung heute besser und suchen gezielter danach, dabei werden moderne Untersuchungsmethoden wie die Endoskopie häufiger eingesetzt.
  • Wie Studien belegen, steigt die tatsächliche Zahl der Neuerkrankungen.

Typische Beschwerden bei der EoE - Was Sie wissen sollten

Charakteristische Warnsignale

Das Hauptmerkmal der EoE? Nahrung, die sich im Brustbereich festsetzt. Dies unterscheidet sich deutlich vom bekannten Sodbrennen (GERD): Bei EoE kommen die Schmerzen direkt beim Schlucken, bei GERD erst nach dem Essen – ein wichtiger Hinweis für die richtige Diagnose.

Beschwerden bei Erwachsenen

Die häufigsten Symptome:

  • Schluckbeschwerden (Dysphagie),
  • schmerzhafte Schluckvorgänge (Odynophagie),
  • Brustschmerzen,
  • Sodbrennen und
  • Würgereiz.

Wenn es kritisch wird

Besonders problematisch: Eine vollständige Blockade der Speiseröhre durch Nahrung (Bolusobstruktion). Lässt sich dieser “Stau” nicht durch Husten oder Würgen lösen, muss er von Ärzten mit einem speziellen Instrument (Endoskop) entfernt werden.

Diese Lebensmittel bereiten oft Probleme

Beschwerden treten häufig auf bei:

  • trockenem Reis,
  • Fleisch,
  • rohem Obst und Gemüse (z.B. Karotten, Äpfel) und/oder
  • Pommes frites.

Zurückzuführen ist dies in erster Linie auf die hohe Festigkeit dieser Nahrungsmittel, nicht auf eventuell enthaltene Allergene.

Leben mit EoE - Typische Anpassungen

Viele Betroffene entwickeln unbewusst Strategien wie z. B.:

  • vermeiden bestimmter Speisen,
  • sehr langsames, gründliches Kauen,
  • häufiges Trinken während des Essens,
  • weniger Restaurantbesuche.

Viele Menschen wissen gar nicht, dass sie unter einem Speiseröhrenproblem leiden, weil sie ihre Beschwerden als Teil ihres Alltags akzeptiert haben. Sie entwickeln unbewusst bestimmte Gewohnheiten, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, ohne zu erkennen, dass diese Anpassungen ihre Lebensqualität erheblich einschränken können.

Besonderheit bei Kindern

Bei Kindern zeigt sich die Erkrankung oft anders und weniger eindeutig. Dies führt häufig zu einer verzögerten Diagnose – manchmal vergehen Jahre, bis die richtige Ursache gefunden wird

Unterschiedliche EoE-Symptome bei Kindern und Erwachsenen

EoE Symptome bei Kindern

EoE Symptome bei Erwachsenen

Folgen für den Alltag

Die EoE kann die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Familien erheblich einschränken. Die gute Nachricht: Mit der richtigen Therapie lassen sich die Beschwerden deutlich lindern.

Wichtiger Hinweis: Erkennen Sie diese Beschwerden bei sich oder Ihren Angehörigen? Suchen Sie ärztlichen Rat. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser können wir Komplikationen vorbeugen und Ihre Lebensqualität verbessern.

Der Verlauf der EoE - Ein Blick in die Zukunft

Die Entwicklung ohne Behandlung

EoE ist eine chronische Erkrankung, die sich ohne Therapie meist verschlechtert. Da die Erkrankung erst seit 1993 bekannt ist, können wir den Langzeitverlauf noch nicht eindeutig vorhersagen. Aber: Eine anhaltende Entzündung in der Speiseröhre kann mit der Zeit Spuren hinterlassen. Es entstehen Vernarbungen, die Speiseröhre kann sich verengen. Dies beeinträchtigt die Lebensqualität zunehmend.

Chancen durch moderne Therapien

Auch wenn eine vollständige Heilung derzeit noch nicht möglich ist, stehen wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • gezielte Therapien können dazu beitragen die Entzündung zu stoppen und die Symptome zu beseitigen.
  • bei regelmäßiger, kontinuierlicher Behandlung (Dauertherpie) können sich Vernarbungen und Verengungen teilweise zurückbilden.
  • das Fortschreiten der Erkrankung lässt sich oft aufhalten,
  • schwerwiegende Komplikationen wie ein Verschluss der Speiseröhre können so vermieden werden.

Ein Schritt, der dabei helfen kann, die Beschwerden besser in den Griff zu bekommen

Eine begonnene Therapie sollten Sie konsequent fortführen. Ein wichtiger Hinweis: Die EoE kehrt nach einem Therapiestopp in vielen Fällen zurück. Deshalb unser dringender Rat: Setzen Sie die Behandlung nie eigenmächtig ab. Das Therapiekonzept wird in enger Abstimmung mit Ihrer Fachärztin oder Ihrem Facharzt festgelegt und regelmäßig überprüft. Gemeinsam finden Sie die beste Strategie für Ihren individuellen Fall.

(IM)JO2/01/02-2025

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